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Die Wettbuden

Buchmacher versus Investmentbanker

Der Buchmacher bietet Quoten an, die entsprechend der Wetteinsätze laufend neu berechnet werden und so ausfallen, daß es für den Buchmacher egal ist, welches Pferd gewinnt. Die Quote einer einmal abgeschlossenen Wette bleibt dabei fest. Der Buchmacher verdient an der Provision und nimmt keine aktive Wettposition ein. In der Regel ein äußerst einträgliches Geschäft.

Ein Investmentbanker, dem aus Dummheit oder Gier die Provision nicht reicht, und der ein 60:1 gehebeltes Finanzprodukt vertickt, besser spricht man vom Abschluß einer Wette mit der Quote 60:1, und diese nicht wie ein Buchmacher durch eine gegenteilige Wette mit gleicher Quote (oder beispielsweise 6-fach 10:1) neutralisiert (hedged), nimmt eine eigene Wettposition ein. Das macht kein seriöser Buchmacher, das machen nur Idioten, Investmentbanker und Zocker.

Bei Krediten, die so besichert sind, daß bei Zahlungsverzug die Kreditsumme jederzeit wieder eingetrieben werden kann, ist der Zins relativ niedrig. Beispiel: Hypothekenkredite in Deutschland, bei denen die Bank an erster Stelle steht. Ohne Sicherheiten vergeben mutiert ein Kredit dagegen zu einer Wette. Entsprechend des Risikos steigt der Zins und damit der mögliche Verdienst der Bank, aber es steigt auch das Verlustrisiko. Wenn das so gewaltig wird, daß es durch die Zinsen nicht aufgefangen wird, hat sich wieder mal einer mit seinen Wetten verzockt.

Systemrelevante Investmentbanken haben kaum Eigenkapital. Entgegen weitläufiger Meinung zocken sie jedoch nicht mit dem, was der Geldesel als Einlage herum liegen hat. Die Einlagen der Sparer dienen nur als Sicherheit (die sogenannte "Mindestreserve"), für die die EZB den Banken aktuell das hundertfache an Geld frisch ausdruckt und für einen Zinssatz nahe Null zur Verfügung stellt. Bereits durch die durch die Einlage ausgelöste wundersame Geldvermehrung hat der Geldesel sich selbst ins Knie geschossen. Im Moment sind angeblich nur die Börsenkurse inflationär. Und von Gewinnen der Zocker sieht der Geldesel so gut wie nichts. Verlieren die Zocker dagegen, verliert der Geldesel entweder sein Erspartes, das ja als "Sicherheit" diente, oder er darf als Steuerzahler und/oder Rentner einspringen. Das passiert nicht nur in Griechenland. Auch in der BRD darf der Geldesel demnächst mit 67 in Rente gehen, und das Rentenniveau wird von 75 % auf 43 % abgesenkt. Hier gehört das zum guten Ton, auch ohne Krise. Besonders dreiste Zahlenspieler nennen das "Wachstum". Den Wettbuden durch den Entzug der "Sicherheit" das Spielgeld aus den Fingerchen zu nehmen, müßte für den Geldesel allerhöchste Priorität haben. Zumal die Zinsen lächerlich sind. Apropo: Schon mal versucht, in einem Wettbüro eine Wette über 100 EUR abzuschließen, aber nur 1 EUR als "Mindesteinlage" zu hinterlegen? Oder in einer Spielbank einen Euro gegen Chips im Wert von 100 EUR zu tauschen? So arbeiten Banken, wobei deren "Mindesteinlage" kein eigenes, sondern vom Geldesel geliehenes Geld ist. Dennoch spricht der Gesetzgeber von Eigenkapital und Eigenkapitalvorschriften. Das ist optimale Verschleierung.

Finanz-Derivate

Die Wetten der Investmentbanker nennt man Finanz-Derivate. Was bei der Sportwette das Fußballspiel oder Pferderennen, sind am Kapitalmarkt Aktienkurse, Indices (zB. DAX), Rohstoffpreise, die Kreditwürdigkeit, Zinssätze etc. und werden dort Basiswert (Underlying) genannt. Auf diese Basiswerte bauen Investmentbanken eine Vielzahl von Wetten auf, die teilweise sehr komplex und schwer durchschaubar sind. Als quasi einfachster Fall seien Wetten genannt, daß irgendein Basiswert am Tag X über/unter einem bestimmten Wert notiert.

Die Wetten der Investmentbanker kommen in pseudo-wissenschaftlichem Gewand daher, und sogenannte "Analysten" belabern ihre Finanzprodukte. Man bedenke jedoch, daß es sich im Prinzip um ein Verkaufsgespräch handelt, mit dem Kunden eine Wette schmackhaft gemacht wird. Will der Investmentbanker wie ein guter Buchmacher keine eigene Wettposition einnehmen, muß er für jede Wette auch Kunden aufreißen, die diese mit gegenteiligen Wetten neutralisieren. Im Gegensatz zum Buchmacher nennt man das beim Investmentbanker "Beratung".

Noch pikanter wird die "Beratung", wenn die Bank selbst die Position der Gegenwette einnimmt und gegen ihre eigenen Kunden gewinnt. Solch "seriöse Beratung" endet nicht selten vor Gericht. Gegen die Deutsche Bank, die "Leister aus Leidenschaft", laufen Tausende von Prozessen. Unter anderem wegen dieser Art von "Top-Beratung", die man allenfalls aus Sicht der Deutschen Bank so nennen kann.

Sparen Sie noch oder zocken Sie schon?

Vielen Kunden dürfte überhaupt nicht klar sein, daß ihre "Geldanlage" nichts anderes als eine schwer durchschaubare Wette ist. Schon mal auf die Idee gekommen, statt zum Banker zum Buchmacher zu laufen? Im Vergleich zum Buchmacher haben große Investmentbanken drei gravierende Nachteile: Erstens zocken sie selbst mit und nehmen aktive Wettpositionen ein, zweitens ist der Ausgang des Rennens nicht unabhängig von der Höhe der Wetteinsätze großer Player und drittens kann man den Eindruck haben, daß den systemrelevanten Investmentbanken neben der Rennbahn auch noch die Gäule, die Jockeys und die Schiris gehören. Es gibt Leute, die präferieren statt seriöser neunmal-kluger "Geldanlage" primitive Sportwetten, Poker, etc. und bestreiten damit sogar ihren Lebensunterhalt. Das dürfe dann allerdings echte Arbeit sein. Bei dem Geld, daß im Vertrauen auf Investmentbanken in diversen Finanzprodukten landet und sich nach dem Motto: "Sparen Sie noch oder arbeitet Ihr Geld schon?" angeblich von selbst vermehrt, handelt es sich dagegen nicht selten um "stupid money". Die Werbung für Geldanlagen kann man oft als aggressives Betteln auffassen.

Beim regulierten, legalen Glücksspiel bestimmt übrigens der Gesetzgeber, welcher Anteil der Einsätze mindestens wieder als Gewinn ausgeschüttet werden muß. Dort kann sich niemand irgendwelche Wetten aus den Fingern saugen und sich unterschreiben lassen, daß man über das Risiko aufgeklärt wurde, um den Löwenanteil der Wetteinsätze selbst einzusacken.

Systemrelevante Loser

Während bei Sportwetten immer der Buchmacher gewinnt, beherrschen systemrelevante Investmentbanken nicht unbedingt ihr Spiel. Immer wieder tritt der Fall ein, daß Steuerzahler und Rentner zur Kasse gebeten werden, um die Wettgewinne der Gegenspieler systemrelevanter Finanzkonzerne oder ungesicherte Kredite zu bezahlen. Besonders verrufene Gegenspieler sind Hedge-Fonds, da sie mit Investmentbanken auf Augenhöhe zocken und ganze Volkswirtschaften aushebeln können. Nur was haben Buchmacher am Markt zu suchen, die ihre Quoten nicht vernünftig berechnen können? Ist es nicht eine Verdrehung der Tatsachen, wenn man allein Hedge-Fonds ein negatives Image anheftet und unfähige Buchmacher als Opfer darstellt? Beide treibt die Gier, nur daß Hedge-Fonds die Loser unter den Investmentbanken mit ihren eigenen Waffen schlagen.

Was hat der Geldesel an teilweise völlig unregulierten Wettbuden verloren, die von Zockern bestimmt werden, deren Einsatz im Multi-Milliarden-Euro Bereich liegt? Denen nachgesagt wird, daß sie ganze Märkte, Preise oder Zinssätze nach ihrem Gusto manipulieren. Deren bisherige Betrügereien und Manipulationen beispielsweise im Falle der Deutschen Bank im Multi-Milliarden-Euro Bereich liegen? Ein entscheidender Unterschied zwischen der Wette auf ein Pferderennen und einem Finanzderivat ist, daß man beim Finanzderivat mit der Höhe des Wetteinsatzes gleichzeitig den Ausgang des Rennens beeinflussen kann. Großanleger sind klar im Vorteil. Für Kleinanleger äußerst ungünstig. Der besondere Clou im Investmentbanking ist, daß der Geldesel oft alleine schon dadurch mitspielt, daß er Geld auf der Bank herum liegen hat. Aber nur als "Sicherheitsgeber", bei dem sich die Zocker höchstens melden dürften, wenn sie sich verzockt haben und die "Sicherheit" brauchen, um ihre Wettschulden oder Kreditausfälle zu begleichen.

Die Zockerbrut

Finanz-Derivate werden gerne als sinnhafte Produkte dargestellt, deren Kursverlauf sogenannte "Analysten" wissenschaftlich analysieren und mit "Wahrscheinlichkeiten" prognostizieren können. Das kann man aufgrund der Vielzahl von Unbekannten grundsätzlich in Frage stellen und gilt spätestens dann nicht mehr, wenn Zocker mit gigantischen Kriegskassen reale Marktteilnehmer, die wirkliche Güter kaufen/verkaufen, um ein Vielfaches ausstechen und sogar ganze Volkswirtschaften in die Knie zwingen können. Die offen stehenden Wetten der Deutschen Bank standen laut finanzmarktwelt.de vom 29.04.2014 auf dem abartigen Stand von 54,7 Billionen US-Dollar, das ist das 20-fache der geamten Wirtschaftsleistung der BRD und das 5-fache des Euroraums. Zocker mit gigantischer Kriegskasse lassen sich nicht analysieren, bewegen aber mit ihren Wetten Märkte!

Ein Geldesel, der sich von seiner Hausbank zu irgendwelchen Wetten mit Finanz-Derivaten hinreißen oder auch einfach nur sein Geld auf der Bank herum liegen läßt, ist ebenfalls kein realer Marktteilnehmer. Der kurbelt mit seinen paar Kröten das Zockerkarussell zusätzlich an. Sich an der Vorhersagbarkeit von Finanz-Derivaten zu versuchen hat für den Geldesel etwa so viel wert wie den Ausgang eines Roulette-Spiels vorhersagen zu wollen. Im Vergleich dazu erscheint der Tipp auf den Ausgang eines Fußballspiels oder Pferderennens geradezu seriös, insbesondere da der Ausgang eines Pferderennens oder Fußballspiels grundsätzlich unabhängig von der Höhe der Wetteinsätze ist.

Bilanz einer Zocker AG

Wer zwischen 1957 und 1977 Deutsche Bank Aktien gehalten hat, hat zwei Jahrzehnte eine hervorragende Rendite gemacht. In dieser Zeit soll die Deutsche Bank noch ein stink-langweiliges, grundsolides Geldinstitut gewesen sein, und man konnte ihre Aktie 20 Jahre lang halten, ohne einen einzigen Tag auf den Aktienkurs zu schauen.

JahrDividende
------------------------------------------------------------------------------------------
195712 %
195814 %
1959 - 196816 %
1968 - 197418 %
1974 - 197720 %
(Daten entnommen aus http://www.bankgeschichte.de/de/content/790.html, Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V., abgerufen Anfang Juli 2015)

Über Jahrzehnte wurde geliefert, von dem ein Ackermann vielleicht mal geträumt hat, als er seinen Spruch von 25 % Eigenkapital-Rendite abgelassen hat. Wegen des Endes des Wirtschaftswunders waren solche Dividenden nicht von Dauer. Ab 1980 lagen die Dividenden aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in der Regel zwischen 2% und 5 %. Da englische und amerikanische Investmentbanken schon in der Reagan/Thatcher-Ära durch die Deregulierung der Finanzmärkte das Zockerkarussell angeschmissen und zunächst glänzend an Wetten verdient hatten, begann Ende der 80-iger Jahre der Einstieg der Deutsche Bank ins Investmentbanking, und 1998/1999 wurde die US-amerikanischen Investmentbank Bankers Trust für 16,5 Milliarden DM übernommen.

Die Chefideologen der Finanzexperten und Banking-Apparatschiks sehen das Investmentbanking als Fortschritt. Schließlich kommt es aus Amerika. Andere, die irgendwie mal was von der Evolutionstheorie aufgeschnappt haben, verbreiteten nach Übernahmen gerne ihr schwachsinnig verdrehtes Halbwissen "Wachsen oder Sterben". In der Biologie höherer Lebewesen sind neben der geschlechtlichen Fortpflanzung jedoch "Wachsen und Sterben" Vorraussetzungen für die Evolution. Es überlebt auch nicht der Größte oder Stärkste, sondern der "Fitteste". Sonst gäbe es keine Schmetterlinge. Zu den "Fittesten" gehören Zocker, die nicht mal das Handwerk des Buchmachers beherrschen, wohl kaum. Mit darwinistisch angereichertem Schwachsinn haben in Deutschland insbesondere Psychopathen Geschichte gemacht und wurden weitgehend ausgemerzt. Die Evolutionstheorie ist kein Machiavelli und auch keine Anleitung "Wie werde ich das größte Arschloch", sondern eine Theorie zur Entstehung der Artenvielfalt basierend auf dem Prinzip der Arterhaltung. Man darf gespannt sein, wie die Natur den Beitrag von Investmentbankern zu Vielfalt und Erhaltung der menschlichen Spezies würdigen wird.

Nachdem Ackermann die Integration von Bankers Trust "erfolgreich" geleitet hatte, und die Deutsche Bank damit unter die "systemrelevanten" Investmentbanken aufgestiegen war, wurde er 2006 zum Vorsitzenden des Vorstands erwählt und konnte dann ernten, was durch das Investmentbanking gesät wurde.

DatumAktienkurs (EUR)Dividende (EUR)
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
31.12.2006101,344,00
31.12.200789,404,50
31.12.200827,830,50
31.12.200949,420,75
31.12.201039,100,75
31.12.201129,440,75
31.12.201232,950,75
31.12.201334,680,75
31.12.201424,990,75
(Daten entnommen aus http://www.bankgeschichte.de/de/content/790.html, Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V., abgerufen Anfang Juli 2015)

Dieser Kursverlauf ähnelt verdächtig dem der T-Aktie nach der Dot-Com Blase. Wie die Volksaktie schlechthin fällt der Kurs von seinem Spitzenwert steil ab und dümpelt dann auf einem sehr viel niedrigeren Niveau dahin. Zwischen 2006 und 2014 eingeschlossen wurden pro Aktie der Deutschen Bank insgesamt 13,50 EUR an Dividende ausgeschüttet, was bei einem Kursverlust von 76,35 EUR einen Gesamtverlust von 62,85 EUR macht. Papier kann man auch einfach zerreißen.

In Amerika durfte Lehman Brothers, ein besonders pathologischer Fall einer Investmentbank, durfte 2008 endlich sterben. Eine Last weniger für den US-Geldesel. Wieder einmal sind die Amerikaner ein bißchen weiter vorne. Wann sterben in Europa endlich verrottete "systemrelevante" Player, die ihre Lasten endlos und Europa-weit auf Steuerzahler sowie Oma und Opa abwälzen? Oder stirbt zuerst Europa? Heute ist die Deutsche Bank so herunter gewirtschaftet, daß trotz des stark gefallenen Aktienkurses eine Übernahme unwahrscheinlich erscheint, da Wetten in exorbitantem Ausmaß offen stehen. Herzlichen Glückwunsch!

Was sagt es über die Organisation eines "Weltkonzerns" aus, wenn ein Anshu Jain zwar gegangen werden kann, man aber scheinbar nicht auf dessen unentgeltliche "Beratung" bis Ende Januar 2016 verzichten kann? Arbeitet die Deutsche Bank wie eine Softwareklitsche, in der nur einer weiß, wie das Programm funktioniert? Was passiert eigentlich, wenn Jain vor einen Bus läuft?

Aktien

Aktien sind auf der einen Seite extrem steuerbegünstigte reale Werte. In eine AG kann man so gut wie jeden Vermögenswert (Firmen, Grundstücke, Erbschaften) verpacken und steuerfrei veräußern, denn auf Erwerb, Besitz und Verkauf (außer Kursgewinn) von Aktien fallen im Gegensatz zu fast allen anderen Dingen (außer beispielsweise Gold) keine Steuern an. Will dagegen ein Kleinaktionär an der Börse nur von Kursgewinnen profitieren, dann wird die Aktie zu einer Wette. Solange Investmentbanken nicht selbst Aktien halten und ebenfalls damit zocken, gewinnen sie aufgrund von Provisionen/Depotgebühren immer. Eine Investmentbank, der das zu wenig ist, muß auch verlieren können.

Der Börsenindex

Der Anstieg des DAX ohne ein entsprechendes Wachstum der zugrunde liegenden Unternehmen ist vergleichbar mit einer Tüte Milch, die teurer wird, obwohl nicht mehr drin ist. Das nennt man das Inflation. Dennoch knallen bei den Börsengurus die Sektkorken, denn das Geschäftsmodell an der Börse lautet zur Zeit: Her mit der Milch, egal zu welchem Preis, morgen ist die Milch noch teurer. Befeuert wird dieses Geschäftsmodell durch Niedrigstzins und Aktienfond-basierte Altersvorsorge. Jeder Zocker, der neu einsteigt, treibt die Börse tendentiell nach oben. Der Börsenspaß vor der Tagesschau dient wohl zu mehr, als zusammen mit Wissen vor Acht und dem Wetter den "besonderen Informationsauftrag" des öffentlich rechtlichen Bezahlfernsehen optimal mit Werbung voll zu kleistern.

Börsenweisheiten

Die "Börsenweisheit" man muß Aktien nur lange genug halten, irgendwann gewinnt man immer dürfte vor allen zur Beruhigung von Leuten dienen, die mit ihrer Altersvorsorge an den Spieltisch festgenagelt sind. Die Absurdität dieser "Börsenweisheit" wird am deutlichsten, wenn man sie auf die Rennbahn überträgt: Irgendwann gewinnt jeder Gaul einmal. Während die Fondsmanager monatlich ihren Gewinn in Form von Gebühren und Transaktionskosten nach Hause tragen, buttern die "Altersvorsorger" erst mal Jahrzehnte lang ein. Egal, ob die Milch gerade teuer oder billig ist. Wenn große Mengen stupid money an die Börse fließen, werden die Kurse wie durch die Niedrigstzinspolitik künstlich aufgeblasen. Beim Anleger macht das natürlich Lust auf mehr. Aber mal sehen, was passiert, wenn im Alter die Renten ausbezahlt werden sollen und das Geld von der Börse wieder abgezogen wird!

Die zweite hartnäckige "Börsenweisheit" heißt, Aktien zu streuen. Diese Taktik dient der Risikominimierung. Damit minimiert man allerdings nicht nur die Verluste, sondern gleichzeitig auch die Gewinne. Hört sich nicht nach einer Methode an, schnell reich zu werden. Wer langfristig breit gestreut in einen überteuerten Markt investiert, der weiß vielleicht noch nicht, was passiert, wenn die Kader der Nullzins-Politik das Zinsniveau wieder anheben oder all die, deren Altersvorsorge gerade die Börse treibt, in Rente gehen. Diese Methode könnte sich dann als Verlustgarantie entpuppen.

Fiktion über den high speed Computerhandel

Angenommen, Computer können Geschäfte antizipieren, da sie die Börseninformation über Käufe/Verkäufe früher bekommen und schneller nutzen können als jeder andere Marktteilnehmer. Konkret: Der Computer registriert, daß an der Börse der Verkauf von 100.000 XYZ-Aktien ansteht. Also schiebt der Computer den Verkauf eigener XYZ-Aktien vor. Anschließend werden die 100.000 XYZ-Aktien verkauft, wodurch deren Kurs fällt. Zuletzt kauft der Computer seine XYZ-Aktien zu einem jetzt niedrigeren Kurs zurück. Hoch verkaufen, niedrig kaufen, Differenz als Gewinn einsacken. Registriert der Computer umgekehrt, daß an der Börse ein Kauf von 100.000 XYZ-Aktien ansteht, schiebt der Computer einen Kauf eigener XYZ-Aktien vor, dann werden die 100.000 XYZ-Aktien verkauft, wodurch deren Kurs steigt, und dann verkauft der Computer seine XYZ-Aktien wieder. Niedrig kaufen, hoch verkaufen, Differenz als Gewinn einsacken. In beiden Fällen bezahlt der mit den 100.000 Aktien. Verstecken könnte man diese primitive Abzocke hinter "hochkomplizierten" Algorithmen "superschlauer" Mathematiker. Mit dem Informationsvorsprung und der Möglichkeit, jedem Geschäft anderer Marktteilnehmer zuvor zu kommen, gewinnt man immer. Diese Masche hätte auch meine Oma gekonnt, sogar mit dem An/Verkauf lebender Schweine. Diese Masche könnte man betrachten wie eine Transaktionssteuer, die allerdings nicht der Finanzminister, sondern ein paar Priviligierte des high speed Computerhandels einsacken. Ende der Fiktion.

Ein Trader wartet nicht 30 Jahre auf seinen Gewinn, der lacht solche Leutchen aus. Wer mit Aktien an der Börse Geld verdienen will, muß wie ein Computer möglichst oft niedrig kaufen und hoch verkaufen oder andersherum. Dummerweise entfällt für "normale" Marktteilnehmer der Informationsvorsprung und damit die Möglichkeit, den Transaktionen anderer Marktteilnehmer zuvor zu kommen. Daher ist das private Zocken mit Aktien alles andere als idiotensicher. Der Glaube, Aktienkurse durch rationale Analyse voraussagen zu können und dadurch wie der Rechner ebenfalls einen Informationsvorsprung zu haben, ist verdammt trügerisch, denn das setzt voraus, daß sich die anderen Marktteilnehmer ebenfalls rational verhalten. Umso mehr stupid money jedoch an die Börse kommt, umso irrationaler die Kursentwicklung. Wenn Horden von Altersvorsorgern in den nächsten Jahrzehnten unabhängig von der Entwicklung des DAX jeden Monat ihren Obolus einzahlen, dann wird sich die Kursentwicklung zunehmend von der wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen lösen. Auch der Verkauf von Aktien muß nichts mit deren wirtschaftlicher Entwicklung zu tun haben, sondern kann ganz einfach deshalb erfolgen, weil gerade jemand Geld braucht. Oder irgendein gigantisch ausgestatteter Hedge-Fond gerade meint, er müsse eine bestimmte Aktie kaufen/verkaufen. Die Weisheiten werbefinanzierter Börsenschlaumeier sind da wertlos.

Das Zocker ABC

- Man spielt nur mit Kohle, deren Verlust einen nicht juckt. Die Altersvorsorge gehört nicht dazu.
- Man spielt nur, wenn man jederzeit vom Spieltisch aufstehen kann. Sei es, um den Gewinn mit zu nehmen, sei es, weil man keinen Bock hast, noch mehr zu verlieren. Sich auf Jahrzehnte mit der Altersvorsorge am Spieltisch festgenageln zu lassen, hört sich nicht sehr klug an.
- Wer endlos am Spieltisch sitzen bleibt und nie seinen Gewinn mitnimmt, sondern immer neu setzt, verliert. Daß jeder Gaul mal gewinnt, man muß nur lange genug spielen, ist eine Börsenweisheit für Spieler mit Klammereffekt. Für Spieler, die nicht verlieren dürfen, weil sie sich einen Verlust nicht leisten können.
- Reines Glücksspiel (Roulette etc.) dient nur dem Amüsement. Für Leute, die Geld haben, nicht für Leute, die Geld brauchen. Bei Sport- und Pferdewetten, Finanz-Derivaten oder Wetten mit Aktien kommt es dagegen auch stark auf die "richtige Analyse" an. Im Unterschied zu Sportwetten und Pferderennen bestimmen auf den Finanzmärkten jedoch marktbeherrschende Player mit der Höhe ihrer Wetteinsätze den Ausgang des Rennens mit, was das Ganze mehr zu einem Roulettespiel macht.

Garantien beim Zocken gibt es nicht. Wer glaubt, ein "sicheres" Finanzprodukt zur Altersvorsorge abgeschlossen zu haben, kennt § 89 des Versicherungsaufsichtsgesetzes noch nicht: "Zahlungsverbot; Herabsetzung von Leistungen". Unter anderem heißt es da: "Ergibt sich bei der Prüfung der Geschäftsführung und der Vermögenslage eines Unternehmens, daß dieses für die Dauer nicht mehr imstande ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen ... Alle Arten Zahlungen, besonders Versicherungsleistungen, Gewinnverteilungen und bei Lebensversicherungen der Rückkauf oder die Beleihung des Versicherungsscheins sowie Vorauszahlungen darauf, können zeitweilig verboten werden." (aus § 89 Absatz 1 VAG) Damit kann man sich die Garantien irgendwelcher Policen in die Haare schmieren. Im Leben ist nur der Tod garantiert.

Klarstellung

Werbung für Glücksspiel ist verboten. Daher rate ich ausdrücklich von Glücksspiel ab. Dieser Artikel dient ausschließlich zur Offenlegung der Mechanismen des Zockerkarussells an den Finanzmärkten und wendet sich vor allem an jene, die glauben, man könne ganz leicht ohne zu arbeiten Geld verdienen. Während jede legale Glücksspielstätte hoch reguliert ist und überwacht wird, allein schon deshalb, damit vor allen anderen der abgreifen kann, der sich gerade auf Kosten von Sparern und Altersvorsorgern an der schwarzen Null versucht, nimmt das Geld des Geldesels am Zockerkarussell der Finanzindustrie teilweise völlig ungefragt teil.

Ob gelb, ob grün, ob rot, ob braun, stets die Bürger in die Röhre schaun!

Stand: 06.08.15